Wege zum Frieden
23. Jun 2021
Um 19:00 Uhr begann in der Liebfrauen Überwasser-Kirche
der Vortrag von Dr. theol. Eugen Drewermann zum Thema „Russland - Wege zum
Frieden“.
Drewermann berichtete vor ca. 100 Zuhörer*innen zuerst von sich selbst und von
negativer veröffentlichter Meinung gegen ihn, hielt dann aber ein
leidenschaftliches Plädoyer für eine friedliche und vertrauensvolle Annäherung
an die anscheinend als gegenwärtige Feinde westlicher Kultur ausgemachten
Russland und China.
Mit weit ausgreifenden geschichtlichen Exkursen und immer
wieder Bibelzitaten machte geltend, dass weder die eine noch die andere
Großmacht in ihrer bisherigen Geschichte außerhalb ihres Staatsgebiets
militärische Annektionen oder Pläne dazu habe erkennen lassen. China –
abgesehen von Menschenrechtsproblemen – sei vor allem zum Ärger der westlichen
Industriestaaten ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Drewermann verglich zudem die
Rüstungsausgaben Russlands und Chinas, die sich nicht annähernd mit denen der
NATO vergleichen ließen. Er forderte dazu auf, sich aus der Bevormundung der
USA zu befreien und eigenständige Schritte zur Entmilitarisierung und
diplomatischen Annäherung an Russland und China zu gehen. Er erinnerte an ein
Wort von Dostojewski: „Der Russe ist ein Mensch, der alles versteht."
Ein Rüstungswettlauf hätte schon immer irgendwann zur militärischen
Auseinandersetzung geführt, und die angeblichen Friedenseinsätze der Bundeswehr
täuschten über die eigentlich wirtschaftlichen Interessen der Maßnahmen.
Jedenfalls seien weder die Modernisierung der Atomraketen in Büchel noch die
gewaltige Aufstockung des Bundeswehretats um 2 % des Bruttosozialprodukts
geeignete Schritte zu einem dauerhaften Frieden. Er erinnerte an ein Zitat von
Erich Maria Remarque:
„wenn das möglich war: Gas, war alles umsonst, was wir bisher an Kultur
hervorgebracht haben. Wir haben aufgehört, Menschen zu sein."
Maria Buchwitz, Vorsitzende von pax christi in Münster, die begrüßt und ihn kurz vorgestellt hatte, bedankte sich für seinen engagierten Vortrag, der auch viel Applaus hervorgerufen hatte.
Bericht von Eberhard Ockel
Den Vortrag und die Diskussion können Sie hier noch einmal ansehen.